Die Tagestouristen laufen (oft) daran vorbei...hasten vom Hafen an den Strand, zum Fischbrötchen-Dealer, fahren mit dem "Insel-Bus" (Pferde-Fuhrwerk) und flitzen zurück auf die Fähre...Dabei gibt es unzählige wunderschöne, verzauberte Orte, für die man etwas Muße braucht...
Habt Ihr Lust auf einen poetischen Inselspaziergang...?
Dann mal los: Ordentlich einmummeln, die Sonne scheint aber es weht "ne steife Brise"... Lasst euch verzaubern von uralten weisen Weißdorn-Bäumen, silbrigem Licht...und im Kopf summt der olle Gerhard Hauptmann, der auch ganz verknallt in das verwunschene Eiland war und der nachts seine Gedanken an die Wand kritzelte, wenn ihn arge Schlaflosigkeit plagte... da half wohl auch sein gut bestückter Weinkeller nicht...;)
Das Ferienhaus von Gerhard Hauptmann kann und sollte man besuchen - es atmet den Charme der alten Zeit, was besonders spürbar wird, wenn man abends in seinem Wohnzimmer sitzt und ein absolut umwerfendes Jazz-Konzert miterleben darf - Du meine Güte und ich dachte immer, ich mag keinen Jazz!!
...was mögen da für wilde Partys gefeiert worden sein...früher hieß das wohl "Tanzabend" oder so... ;)
Es gibt einige kleine urige Restaurants, manche versteckt in den Dünen und wenn man dorthin findet, gibt es zur Belohnung den feinsten Fisch auf Sanddorn-Joghurt-Soße und beim Abschied gehört man fast zur Familie ... ;) Der Fisch, den ich mir NUR am Meer erlaube, stammt noch von echten Insel-Fischern und der Vater-Söhne-Restaurantbetrieb der Buhne XI ist einfach irre herzlich und man fühlt sich so wohlig-gemütlich wenn man mit wirrem Haar und roten Ohren hineingeweht wurde....das man manchmal bis "Ladenschluß" hängen bleibt ;)
Über Nacht halten die Steine kleine geheime Versammlungen ab...wahrscheinlich gibt es einen Konflikt mit den Herzmuscheln...Ich habe die Stein-Familie genauso gefunden!
Vor unserer Ferienwohnung zauberte der Herbst wunderschöne Farben in den Wein...von rosa, rot bis meeresgrün...diese Herbststimmung im Oktober ist ganz besonders, da hängt die Wärme am seidenen Faden und ich freue mich über jeden Sonnenstrahl.
Lasst uns nochmal an den Strand...die Sonne steht tief - im Viertelstunden-Takt wechseln Lichtstimmungen und Farben. Um die Mittagszeit war das Meer blau und grün...langsam wird es silbergrau...
Ich wollte eigentlich auch Sanddorn pflücken (und lerne, dass man Sanddorn "melkt") - komme aber irgendwie nicht dazu, weil ich lieber noch eine Stunde den Wellen zuschaue oder das Insel-Theater besuche oder beim Asta-Nielsen-Haus vorbeischaue oder den Segelbooten hinterherträume...es gibt soviel zu tun!
Gut, dass man überall heißen Sanddornsaft bekommt...Fisch auf Sanddorn-Joghurt..."Sanddorn-Torte mit ganzen Früchten" oder kleine selbstgebastelte Stände vor den Häusern der Hiddenseer Mädels schon fertige Sanddornmarmelade anbieten...da hab ich mich durch alle Variationen geschlemmt ;) Und Marmelade gegen den Winter-Blues mitgenommen.
Über der Tür der alten Kirche in Kloster steht ein wunderbarer Spruch: "Was ich noch sagen wollte - wenn ich dir einen Tip geben darf - ich meine - ich bitte dich um alles in der Welt - und wider besseren Wissen - halte dich nicht schadlos - zieh den Kürzeren - lass dir etwas entgehen." (E. Zeller)
So ist das hier an vielen Ecken...man gerät ins Staunen und Nachdenken und Träumen und fällt am Abend Wind- und Sonnensatt in die Federn. Die Insel hat etwas seeehr Entspanntes...da werde selbst ich irgendwann gaaanz tiefenentspannt.
Auch wenn mir einige Einheimische dringend abraten: Ich würde irgendwann gern mal ein Jahr auf der Insel sein - einfach auch um den Winter zu erleben. "Romantische Spinnerrei..." jaaa, aber trotzdem!
Ich wünsche Euch ein Wochenende voller Magie und Poesie
Alles Liebe, Eure
Und für alle Feingeister kommt hier noch mal das Hauptmann Gedicht in voller Länge und Schönheit:
Von dem Lager heb` ich sacht
meine müden Glieder;
eine warme Sommernacht
draußen stärkt sie wieder.
Mondschein liegt um Meer und Land
dämmerig gebreitet;
in den weißen Dünensand
Well´auf Welle gleitet.
Unaufhörlich bläst das Meer
eherne Posaunen;
Roggenfelder, segenschwer,
leise wogend raunen
Wiesenfläche, Feld und Hain
zaubereinsam schillern;
badend hoch im Mondenschein
Mondscheinlerchen trillern.
"Lerche sprich, was singst du nur
um die Mittnachtsstunde?
Dämmer liegt auf Meer und Flur
und im Wiesengrunde."
"Will ich meinen Lobgesang
halb zu Ende bringen,
muss ich tag- und nächtelang
singen, singen, singen!"
G.Hauptmann, Hiddensee 29.Juli 1885